Montag, 23. April 2018

Vorbereitung Nordkap-Tour

Vor der Tour

Der Plan zu einer Tour zum Nordkap bestand schon lange. Weil dafür etwas Zeit notwendig ist, wollte ich diese Tour zu Beginn meiner Pensionszeit machen. 
Durch die Möglichkeit bei meinen Arbeitgeber Bertelsmann ein Sabbatical zu bekommen, werde ich mir nun diesen Traum deutlich früher erfüllen können. Und wer weiss schon, was in 12 Jahren ist ...

...was alles so im Vorfeld passiert

Im Herbst 2017 begann die konkrete Planung. Das Sabbatical geht vom 1.4.2018 bis 30.9.2018, die Tour wollte ich vor Beginn der Hauptsaison in Skandinavien starten. So ergab sich der Termin zum Start: 29.4.2018 ab Borna.

Ich habe 2 1/2 Monate Zeit und werde eventuell einen Teil des Rückweges zu Gunsten einer schöneren Strecke mit anderen Verkehrsmitteln zurücklegen. Wegen des frühen Termins werde ich hinzu über Schweden und Finnland fahren, da in Norwegen die meisten Pässe/Nebenstraßen noch gesperrt sind.

Ich habe in der Zeit viele Berichte zu ähnlichen Touren gelesen und mir Gedanken zur Streckenführung und Ausrüstung gemacht. Diese Ideen habe ich ab Anfang April umgesetzt.

Die Vorbereitung 

Seit dem 3.4. 2018 bin ich zu Hause ... Keller ordnen, Garage ordnen, Komposthaufen, Garten-Frühjahrseinsatz, Zahnarzt, Steuererklärung, Muttis 80. Geburtstag  ... nur nicht zu viel an  die Tour denken. Aber trotzdem immer systematisch alles vorbereiten.

Das Zelt ...

Ich hatte im Vorfeld nach dem Lesen einiger Tourenberichte mir das leichteste Zelt auf dem Markt rausgesucht: Nordisk Telemark II - 950 Gramm komplett.

Ich war sehr begeistert davon. Im Wohnzimmer aufgebaut ideal! 

Bei der ersten Tour damit zu zweit bekam es keine guten Noten: 
Im Herbst bei Regen und Temperaturen um die 5 Grad kam keine Gemütlichkeit auf: zu eng (Umziehen kaum möglich), zu schlecht belüftet (Feuchtigkeit bildet sich und geht auch nicht wieder weg), Atemnot bei geschlossenen Zelt. Bei Anke ist das Zelt durchgefallen.




Einige Wochen habe ich mir das Zelt noch schön geredet. Dann begann die Suche nach einen neuen Zelt. Größer, windstabiler und mit zwei Eingängen sollte es sein. 
Ich habe mich für ein Exped Orion II UL Green entschieden. (2,6 kg)




Die Beschaffung gestaltete sich schwierig, da dieses Zelt im letzten Outdoor-Magazin prämiert wurde und wahrscheinlich noch mehr Fans hat. So konnte erst der dritte Anbieter das ⛺️ innerhalb von 4 Wochen liefern. Jedesmal nach Bestellannahme kam eine Entschuldigung, dass das Zelt erst ab Mitte Mai verfügbar wäre.

Mücken / Zecken

Ich hatte gruselige Berichte zu Mücken gelesen. Ich bin zwar schon öfter in Skandinavien gewesen und habe auch Mücken dort getroffen, aber es gibt wohl noch insektenreichere Gegenden.
Klare Empfehlung wurde für Autan ausgesprochen, das fehlt natürlich auch nicht im meiner Reiseausrüstung.

Zecken wurden in einigen Berichten ebenfalls erwähnt. Eine Nachfrage beim Gesundheitsamt eine Woche vor Fahrtantritt brachte die Erkenntnis, dass ich zu spät dran bin. Da mindestens zwei Impfungen mit Abstand von 2 Wochen notwendig sind, muss ich das nächste mal eher daran denken.
Zum Glück habe ich nachfolgende Seite zu den Risikogebieten gefunden (Rot heißt Risiko). Da ich mich mehr im Norden aufhalte ist alles i.O. . Eine Zeckenzange hole ich mir trotzdem noch ;-).



Elektronik

Viele Gedanken habe ich mir zur Stromversorgung und Equipment gemacht. Ich wollte Laptop, Kamera, Taschenlampe und Handy unabhängig aufladen können. Dazu habe ich mir einen USB-Transformator angebaut, der vom Nabendynamo gespeist wird. Zusätzlich habe ich ein kleines Solarpanel, welches bei Sonnenschein eine Powerbank laden kann.





Das Kraftwerk: Ab 15 km/h gute Versorgung!


Wetter

Als Optimist rechne ich mit überwiegend schönen Wetter. Trotzdem habe ich mir 1A wasserdichte Hosen von Norrona bestellt und auch feine Sonnencreme dabei. Wir werden sehen.

Sicherheit

Unter anderen habe ich einen zusätzlichen Rückstrahler am Fahrrad angebracht (z.B. für Tunneldurchfahrten), habe einen Spiegel angebracht und nehme auch einen Helm mit.
Ausserdem habe ich noch eine Zeckenzange, Verbandzeug, Alkohol (zum Desinfizieren und zur Not zum Trinken), Pfefferspray gegen Bären und Wölfe, ein echtes finnisches Messer mit Blutrinne und meinen gesamten Menschenverstand mit auf die Tour.

Und ein sicheres und knochenschwere Schloss:


Essen/Trinken

Neben Grundnahrungsmitteln wie Butter, Knoblauch und Zwiebeln habe ich energiereiche Babynahrung, Nudeln und Fertiggerichte dabei.
Da das Wasser in Skandinavien sehr gute Qualität hat, werde ich meist Frischwasser ohne abkochen verwenden können und Mineraltabletten zusätzlich benutzen.
Welcher Kocher kommt mit? Die Entscheidung fiel zu Gunsten des Benzinkocher aus. Auch ein Kaffeefilter für guten Kaffee hat es auf die Packliste geschafft.



Alkohol? Ja, auch dabei (siehe Sicherheit). Ca. 1 Liter verschiedene Spirituosen, welche auch als Freundschafts-Getränk gereicht werden können.
Ich habe vorsichtshalber auch kleine Gläser mit, weil der gemeine Nordeuropäer beim Reichen der Flasche immer zu unverschämter Entnahme neigt und ich nur begrenzte Ressourcen habe.

Kartenmaterial

Hauptnavigationsmittel wird wohl das Handy werden ( iPhone 8plus mit Komoot-Kartensoftware). Auf dem Laptop kann ich Planen und Vorbereiten. Sehr zu empfehlen!
Zusätzlich nehme ich noch einige Papierkarten vor allem vom Norden mit. 
Beim Einkauf von Kartenmaterial in der Reisefibel wurde mir der Skandianavien-Super-Atlas empfohlen. Für 29,95 Euro ca 2 kg. Kartenmaterial 1:250.000 und 1.400.000 in A4 komplett Norddeutschland, Dänemark, Finnland, Schweden und Norwegen. 
Ich werde Auszüge (500 Gramm?) mitnehmen.



Das Fahrrad

Mein Rotor-Trekking-Fahrrad ist ideal ausgestattet: Rohloff-14-Gang Nabe, hydraulische Felgenbremsen (Felge mit Keramikbeschichtung), Low-Rider, stabiler Gepäckträger, keine Federgabel!, gute Beleuchtung, gefederte Sattelstütze. Alles gesichert mit Pitlock-System.
Ansonsten nicht viel dran, was kaputt gehen könnte!

Bei der Durchsicht davor ergaben sich aber noch ein paar notwendige Wartungsarbeiten:

  • Ölwechsel Nabe (war geplant und auch dran)
Nicht geplant:
  • Austausch Tretlager (ging ganz schwer bei Belastung ...wie das nach 15 Tkm schon hinüber sein kann???)
  • Alle Antriebe (Kette, Blatt vorne und Kranz hinten ... nach 15 Tkm o.k.). Bei der Gelegenheit habe ich auf ein 21-er Ritzel umgestellt. 
Nebenbei habe ich einen Adapter auf die Rohloffnabe gebaut, welcher ein Umdrehen des Kranzes/Steckkranz (...und damit längeres Nutzen) ermöglicht. Sehr genial!




Für unterwegs habe ich spezielles Kettenfett für langanhaltenden nordländischen Regen mitgenommen.
Ansonsten mit dabei: ein Multi-Tool, 2 Schläuche, diverse Schrauben und Muttern, Klebeband, Draht und Kabelbinder. Mehr nicht, bin in Europa unterwegs!




Schlafsack/Matte

Nach vielen Überlegungen habe ich mich für meinen (alten) 4-Jahreszeiten-Schlafsack entschieden. Es geht noch leichter, aber bei täglicher Benutzung muss es nichts neues sein.
Als Matte habe ich eine UL-Matratze von Exped. Diese habe ich in einer Schutzhülle, welche gleichzeitig als Sitz mit Rückenlehne genutzt werden kann. Sehr praktisch.

Sachen

Alle Sachen sind aus Merino-Wolle. Das erspart einige Waschtage bis zum Nordkap 👍. 
(4 Paar Socken, 3 lange Shirts, 3 Unterhosen)
Ich habe bei unserer Finnland-Tour im Selbsttest ein Merino-Shirt 14 Tage genutzt (intensiv am Tag, nachts gab es was was anderes am Körper...💕). Die Tatsache, dass ich nie vom Frühstückstisch verjagt wurde, spricht ja wohl Bände.

Als Wetterschutz dienst einmal komplett Goretex für ganz außen und für den kleinen Regen zusätzlich ein Fahrradcape.

Gegen die Kälte habe ich noch eine warme, synthetische Jacke (statt Daunenjacke) und eine dicke Flauschjacke/Flauschhose (neben dicken Handschuhen, festen Wanderschuhen und Mütze).

Ich denke, ich habe wieder zu viel mit. Aber manchmal muss man auch etwas verborgen können... .

Was ich sonst noch so überlegt habe...

Ich möchte/werde auf jeden Fall auf den einen oder anderen Berg entlang meines Weges steigen. 
Ich habe über Steigeisen und Pickel nachgedacht - aber abgewählt. Mit dabei sind feste Wanderschuhe mit Goretex-Membrane (gleichzeitig Schlechtwettervariante beim Fahrradfahren).
Um auch etwas mitnehmen zu können, werde ich einen 45-Liter Tourenrucksack mitnehmen (Exped, nur 850 Gramm und wasserdicht). Mit dem Rucksack kann ich auch mit Zelt/Kocher auf einen Berg steigen.

Apropos Berg:
Reizen würden mich die beiden höchsten Berge von Finnland und Schweden:

Finnland: Haltitunturi (1324m) - auf der Grenze zu Norwegen, der höchste Punkt ist auf norwegischer Seite

Schweden: Kebnekaise (2104m) - nördlichster 2000-er in ganz Europa und Asien!

Hoffentlich liegt nicht zu viel Schnee. Ich bin sehr früh dran.

Mein Gepäck - eventuell doch zu viel ???

Alles verpackt - eventuell doch etwas vergessen???



...damit kann es losgehen! Alles weitere von unterwegs.